Viele werfen dem systemischen Beratungsansatz Beliebigkeit und Unverbindlichkeit vor, da die fragende Grundhaltung, das Selbstverständnis des "nicht wissens" und die Prämisse der Allparteilichkeit auf den ersten Blick den Anschein erwecken könnte, die Coaches beziehen keine Stellung und haben per se keine Meinung oder keine Ahnung.
Agnieszka Angelstein
Wir sehen das grundsätzlich anders. Allparteilichkeit bedeutet von uns nicht neutral und ohne eigene Meinung zu sein, sonder die Offenheit alles aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und nichts als alternativlos gegeben anzusehen. Das eröffnet Wahlmöglichkeiten ohne eine einzelne Position von Vornherein als falsch abzustempeln. Natürlich haben wir eine persönliche Einschätzung und ein ethisch-moralisches Fundament auf dem wir Dinge betrachten und die in unsere Hypothesenbildung einfließen. Diese bieten wir im Beratungsprozess gerne an und die Klienten entscheiden selbstbestimmt, ob diese Sichtweisen weiterhelfen oder nicht.
Das Selbstverständnis des "nicht wissens" ist demnach auch kein Zeichen von Planlosigkeit sondern lediglich Ausdruck der Offenheit und das fehlen voreiliger Bewertungen. Unsere Klienten sind die Experten für ihren eigenen Entwicklungsprozess, und wir die Experten darin diesen Prozess anzustoßen und zu begleiten. Dazu nutzen wir im systemischen Kontext ein breites Spektrum an Methoden.
In diesem Zusammenhang ist auch die fragende Grundhaltung zu verstehen, die eine konsequente Ableitung aus dem oben genannten Verständnis ist. Fragen brechen bisherige Muster auf und eröffnen neue Möglichkeiten. Sie sind nicht Ausdruck von Schwäche und Hilflosigkeit sondern vielmehr von echtem Interesse und dem Bewusstsein nicht alles besser zu wissen.
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